Rettungsschirm, Staatsanleihen, Griechenland, die Europäische Zentralbank und der Euro. In den letzten Wochen standen die europäische Währungsunion, die Staatsschuldenkrise und die Maßnahmen zur Krisenbekämpfung auf dem Stundenplan des Leistungskurses Sozialwissenschaften in der Q2. Dabei handelt es sich wohl um das komplexeste wirtschaftspolitische Thema der jüngsten Zeit, dessen Ende bisher noch nicht absehbar ist. Zum Abschluss stand am 15.3.13 eine Exkursion zur Europäischen Zentralbank (EZB) nach Frankfurt auf dem Programm. Die Hauptaufgabe der EZB ist es, innerhalb der Europäischen Union für eine Inflationsrate von knapp unter 2% zu sorgen. Dabei ist sie laut Vertrag von Lissabon unabhängig und keiner politischen Weisung unterworfen.

 

In dem Saal, in dem EZB-Präsident Mario Draghi normalerweise seine Pressekonferenzen abhält, wurde die Schülergruppe von einer französischen Mitarbeiterin der Bank über die Geschichte der Währungsunion, Aufgaben und Aufbau der EZB und ihre Instrumente zur Steuerung des Geldmarktes informiert – vieles von den Ausführungen war bereits aus dem Unterricht bekannt, so z.B. die Tatsache, dass die offizielle Inflation seit der Euroeinführung geringer als zu Zeiten der D-Mark ist. Dass es sich bei der EZB um eine internationale Institution handelt, wurde u.a. auch dadurch deutlich, dass eine Schülergruppe aus Österreich anwesend war.

Frankfurt ist nicht nur die Stadt der Hochfinanz, das wurde in einer zweistündigen Stadtführung vor dem Besuch der EZB deutlich. Gemeinsam mit einem Gästeführer der Frankfurter Touristeninformation ging es auf einen Erkundungsspaziergang durch den sog. „Schmelztiegel Bahnhofsviertel“. Dieser Stadtteil hat eine sehr wechselvolle Geschichte hinter sich. Im 19. Jahrhundert siedelte sich hier das Großbürgertum an, was heute auch noch an den gründerzeitlichen Gebäuden zu sehen ist. Bekannt wurde das Viertel im 20. Jahrhundert jedoch vor allem durch die Drogenszene und das Rotlichtmilieu. Beides gibt es auch heute noch, allerdings geduldet und in gelenkten Bahnen. Darüber hinaus hat das Bahnhofsviertel jedoch auch multikulturelle Einzelhändler aus allen Teilen der Welt zu bieten, verfügt über eine sehr lebendige Kunst- und Kulturszene, ist Standort nicht nur der Freimaurerloge, sondern auch einer Moschee und ist einem schnellen Wandel unterworfen, der auch mit dem Zuzug internationaler Investmentbanker zusammenhängt, die Wohnungen der Luxusklasse beziehen möchten, die derzeit dort errichtet werden, wo früher einer der berüchtigtsten Stadtteile Deutschlands anzutreffen war. Junkies und Banker leben also nahezu Tür an Tür. Somit ist das Bahnhofsviertel nicht nur ein Beispiel für sozialen Wandel, sondern auch für soziale Ungleichheit – diese Themen standen bereits in der Q1 auf dem Lehrplan.  

Danger, März 2013

LK Sowi Q2 vor der EZB und dem bekannten Eurosymbol

 

 

Im Foyer der EZB - Besuchergruppen aus mehreren Ländern werden erwartet.