Am 18.03.2016 unternahm die Klasse 6m unter der Leitung von Herrn Conrad und Herrn Asschoff eine Erkundung durch die alten Gemäuer des Stiftes. Geführt wurden sie dabei durch Herrn Dr. Isenberg, dem wir an dieser Stelle unseren großen Dank aussprechen möchten.
Los ging es im Treppenhaus des alten Stiftsschulgebäudes, das 1905 gebaut worden ist. Dort befand sich ehemals der Haupteingang. Heute befinden sich im Dachgeschoss die Bibliotheken für die Lehrer des Gymnasiums. Früher, so erfuhren wir, waren dort die Unterkünfte für die Schülerinnen und Lehrerinnen des Internats. Es handelt sich um eine Mansarde, ein Stockwerk unter dem Speicher- bzw. Spitzboden. Von dort aus hat man einen schönen Ausblick in den alten Abteigarten und auf die alte Kirche. Zum Dachreiter mit dem Glockenstuhl wollten wir gelangen. Herr Dr. Isenberg versprach uns, dort auch einmal die Glocken läuten zu lassen. Hier hängt nämlich die wahrscheinlich älteste Glocke des Siegerlandes aus dem 13. Jahrhundert. Wir staunten nicht schlecht, ist das doch schon über 800 Jahre her, d. h. seit einer Zeit, in der lesen und schreiben zu können, den wenigsten möglich war. Es war jene Zeit, in der die Menschen sich zum Kreuzzug aufmachten; es ist unfassbar lange her, aber die Glocke hat die Zeiten überdauert. Auf ihr befindet sich auch eine Inschrift, wie wir uns erklären ließen: Dort steht eingraviert „dum trahor audite voco vos ad gaudia vitae“, was soviel heißt wie „Immer wenn ich gezogen werde, rufe ich euch zu den Freuden des Lebens“. (audio)
Weiter ging es über den Dachboden, dessen Gebälk ebenfalls teilweise noch aus dem 13. Jahrhundert stammt. Wir haben uns und Herrn Dr. Isenberg gefragt, wie das so lange halten konnte. Damals wurde den dicken Eichenstämmen besondere Bedeutung beigemessen. Eichenholz ist sehr haltbar. Manche Balken sollen sogar über 1000 Jahre alt sein und dürften damit älter als das Stift sein. Aber wie ist das möglich? Herr Dr. Isenberg sagte, diese Balken waren so wertvoll für die Menschen damals, dass sie, auch weil sie quasi „unkaputtbar“ sind, wiederverwendet wurden, wenn ein Haus abgerissen worden war. So setzte man auch wiederverwertete Eichenbalken beim Bau des Stiftes ein. Erkennen kann man dies gut, wenn Nuten und Einkerbungen alter Balken so gar nicht dem heutigen Einsatzzweck entsprechen; dann sind das noch Gebrauchsspuren einer früheren Verwendung.
Wir gingen weiter durch das Gebälk bis hinauf unter das Spitzdach. Dort war es gruselig, schon am helllichten Tag. Nur einen vagen Eindruck konnten wir davon bekommen, wie es hier damals zugegangen sein musste. Hier ist alles schief und man konnte noch erkennen, wie einfach alles gehalten war… auch wenn man hier oben auf Barocktüren stößt. Damals wohnten die Bediensteten unter dem Spitzdach und teilten sich zu mehreren ein Zimmer. Auch ihnen war es früher unwohl hier entlang zu laufen. Denn alles knarzt, das Holz arbeitet noch immer und die Bediensteten mussten natürlich als letzte ins Bett, wenn es schon dunkel war. Das ist an und für sich kein Problem, dachten wir, aber aufgrund der Brandgefahr durften hier oben keine Kerzen verwendet werden und elektrisches Licht ließ damals noch über Jahrhunderte auf sich warten.
Vorbei an dem Bedienstetenzimmer gelangten wir zu rostigen Eisenstangen, die die beiden Decken über uns und zu unseren Füßen verbanden. Wir bekamen erklärt, dass wir nun dort über dem ehrwürdigen Konventssaal standen. Dessen Stuckdecken sind so schwer, dass man die zusätzlich mit diesen Stangen befestigen musste, damit sich die Decke unter ihrem Gewicht nicht absenkt. Der Konventssaal existiert in seiner jetzigen Form seit 1753.
Von hier aus gingen wir weiter in das Museum der Schule, dass von Frau Jehmlich und Herrn Dr. Isenberg gepflegt wird. Dies soll aber Teil einer anderen Geschichte sein. Im Anschluss gingen wir in die Pause und wenig später in die wohlverdienten Ferien. Unsere ganze Wanderung haben wir in der Gallerie unten zusammen gefasst. Viel Spaß!