Am Dienstag, dem 04. Juli 2017, traf sich der Leistungskurs Deutsch der Jahrgangsstufe Q1 morgens am Siegener Bahnhof, um nach Wetzlar zu fahren und dort eine Exkursion „auf Goethes Spuren“ zu veranstalten. Begleitet wurde der Kurs vom Kurslehrer Herrn Thomas Rahmer, Frau Dr. Karin Müller sowie der Praxissemester-Studentin Frau Katharina Goubeaud.

Unterrichtlich musste sich der Kurs ja schon mit Goethes „Faust“ beschäftigen, begleitend zur Exkursion gab es vorher zwei Referate zu Goethes Briefroman „Die Leiden des jungen Werther“ und zu „Goethes Aufenthalt in Wetzlar im Sommer 1772“.

In Wetzlar angekommen, machten wir uns vom Bahnhof aus auf den Weg in die Altstadt und wurden schon auf dem Hinweg mit einem romantischen Blick von der alten Lahnbrücke auf die Altstadt Wetzlars mit dem Dom als Mittelpunkt belohnt. Auf dem Domplatz wurden wir von zwei Stadtführerinnen begrüßt, der Kurs wurde geteilt und so begann die zweistündige Stadtführung „auf Goethes Spuren“.

Goethe kam im Mai 1772 nach Wetzlar, um dort am Reichskammergericht, dem damals höchsten Gericht des „Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation“, als Rechtspraktikant zu arbeiten und erste juristische Erfahrungen zu sammeln; dieser Aufenthalt verfolgte allerdings auch gewisse „erzieherische“ Gesichtspunkte, sollte der junge Johann Wolfgang Goethe – 1772 war er 23 Jahre jung – doch durch die trockene Juristerei etwas Abstand von seinen literarischen und künstlerischen Betätigungen bekommen.

Goethe lebte in Wetzlar im zweiten Stock eines Wohnhauses, direkt gegenüber dem Wohnhaus seiner Großtante, worauf unsere Stadtführerinnen auch detailliert eingingen. Nach einigen Wegen über die mittelalterlichen Gassen Wetzlars kamen wir schließlich beim Lottehaus an, einem zentralen Ziel unserer Exkursion. In einem längeren Vortrag berichteten unsere Stadtführerinnen dann von Goethes erster Bekanntschaft mit Lotte Buff auf einem Ball, den seine Großtante veranstaltet hatte. Goethe war wohl von Lotte so fasziniert, dass er sie schon am nächsten Tag in ihrem Wohnhaus, dem heutigen Lottehaus, besuchte, wo sie, da ihre Mutter schon gestorben war, für ihre 12 (!) Geschwister sorgen musste. Goethe war so begeistert von dieser zupackenden und mütterlichen jungen Frau, dass er sich mehr und mehr in sie verliebte. Es störte ihn auch nicht, dass Lotte damals schon einem anderen Mann versprochen war, Johann Christian Kestner. Die drei jungen Menschen unternahmen sogar zahlreiche Ausflüge und Unternehmungen zu dritt. Als der junge Johann Wolfgang seiner Angebeteten dann allerdings seine Liebe gestand, wies sie ihn zurecht, sagte ihm, dass er sich keinerlei Hoffnungen machen dürfe, und teilte ihm mit, dass sie für immer ihrem Kestner versprochen sei. Goethe litt so sehr unter dieser Zurückweisung, dass er Hals über Kopf im September 1772 Wetzlar verließ, nach Frankfurt zurückkehrte und begann, sich sein Liebesleid „von der Seele zu schreiben“, mit dem Resultat, dass er dann 1774 seinen Briefroman „Die Leiden des jungen Werther“ veröffentlichen konnte, der ein Erfolg wurde und im Lauf der Zeit in alle damaligen Kultursprachen übersetzt wurde. Alles dies und noch viel mehr konnten wir dann im Lottehaus besichtigen, unter anderem auch viele Werther-Romane in zahlreichen Sprachen der Welt.

Am Schluss unserer Exkursion kamen wir schließlich am Jerusalemhaus an, wo damals der junge Karl Wilhelm Jerusalem wohnte, der sich ebenfalls in eine andere, bereits verheiratete Frau verliebt hatte, und den die Zurückweisung so mitnahm, dass er sich durch Pistolenschüsse das Leben nahm. Goethe verarbeitete diese Erfahrungen in seinem Briefroman, in dem sich ja bekanntlich Werther am Ende mit Pistolenschüssen das Leben nimmt.

Nach einer kurzen Führung durch das Jerusalemhaus und anschließenden obligatorischen Gruppenfotos machten wir uns, nachdem wir noch etwas Freizeit in Wetzlar genießen durften, wieder auf den Rückweg zum Bahnhof und fuhren, etwas müde von viel Sonne, vielen Informationen und vielen Wegen durch Wetzlar, wieder nach Siegen.