Heimische Wirtschaft wird zum Klassenraum -
MINT-Camp Teilnehmer entdecken neuen Materialen und deren Möglichkeiten

Seit 8 Jahren lädt das MINT-Camp Stift Keppel begabte und von Naturwissenschaft und Technik begeisterte Schülerinnen und Schüler aus der Region Südwestfalen für eine Woche zum gemeinsamen Forschen ein. Themen waren in den vergangenen Jahren unter anderem „Mensch und Maschine“, „Energie und Ressourcen“ sowie „Logistik und Transport“. In diesem Jahr stand „Material und Form“ im Focus der 14- bis 15-jährigen.

Fünf Tage lang verbrachten die Jugendlichen den Tag nicht in Klassenräumen, sondern erfuhren Mathematik, Naturwissenschaften, Informatik und Technik (MINT) in Wissenschaft und Praxis. Der Unterricht wurde zum Lokaltermin. Über 40 Neunt- und Zehntklässler hatten sich auf einen Platz im MINT Camp beworben, das vom Verein zur Förderung begabter Kinder und Jugendlicher Südwestfalen e.V. getragen wird. Die beiden Gymnasien Fürst-Johann-Moritz und Stift Keppel organisieren die Woche und teilen sich den personellen und organisatorischen Anteil. Das Tagungshaus und die Umgebung in Verbindung mit der besonders gut ausgestatteten Schule von Stift Keppel bietet ideale Möglichkeiten für gemeinsames Lernen in der Praxis.

Jeden Tag besuchten die 25 Camp-Teilnehmer Betriebe in der Region, um mehr über verwendete Materialien in Industrie und Forschung zu erfahren. Bei der Krombacher Brauerei erfuhren sie von Qualitätsmanager Ludgar Hense, wie sich Glasfarben auf Qualität und Geschmack auswirken. Besonders die atemberaubende Abfüllung der verschiedenen Biersorten imponierte. Unter den über 20m hohen Edelstahlbottichen war ausreichend Platz für Diskussionen und erkenntnisreicher Nachfrage zu einem regionalen Export Riesen.
Bei Eisenbau Krämer in Dahlbruch zeigte Werkleiter Jochem Beissel, wie Zentimeter dicke Metallplatten zu Tiefseerohren verformt werden. Sie erlebten ein weltweit einzigartiges Verfahren, das den Schülerinnen und Schülern eine der Innovationen der Region aufzeigte. Es sind solche exklusiven Einblicke, die das MINT-Camp besonders machen.
Bei SMS Group, nur wenige Meter weiter, erstellten sie die Einzelteile eines Fahrrads, formten Pedale und machten sich Gedanken über den perfekten Sattel am Computer. Ingo Oppermann, Ingenieur bei SMS Group, freute sich über Neugier und Technikaffinität der Jugendlichen. Zusammen mit Auszubildenden hatte er eigens für das MINT-Camp eine Aufgabe entwickelt, die von den Schülerinnen und Schülern nun umgesetzt wurde. Am Ende entstanden die Teile am 3D-Drucker. Aus virtuell wurde reell, hochmodern und voll einsatzbereit.
Doch natürlich bedeutet MINT-Camp nicht nur die saubere Arbeit im Büro, auch ein Besuch im Ofenraum der Deutschen Edelstahlwerke in Geisweid stand auf dem Programm. Staub, Schlacke und das Getöse von kochendem Stahl beeindruckten die Teilnehmer. Typisch Südwestfalen, aus glühenden Rohmaterialien werden weltmarktführende Produkte. Wie dann die tonnenschweren Stahlcoils geschnitten und gefaltet werden, wurde den Jugendlichen bei der Firma Georg in Buschhütten bewusst. Dort werden viele Meter lange Werkzeugmaschinen für die gesamte Welt gebaut.

Es sind aber nicht nur die Ausflüge in den laufenden Betrieb, es ist auch der besondere Mix zwischen Forschung und Praxis, der das MINT-Camp Stift Keppel ausmacht. An der Universität Siegen wurden die Camper vom Fachbereich Chemie in Empfang genommen. Frau Prof. Dr. Claudia Wickleder diskutierte mit ihnen über Nanopartikel und Leuchtstoffe und wie diese unseren Alltag verändern. Welche Moleküle erzeugen warme oder kalte Farben, für welchen Einsatz sind sie geeignet; all diese Fragen konnten geklärt werden. Wenig später ging es um Bauchemie. Dr. Christian Pritzel zeigte den erstaunten Schülerinnen und Schülern neue Betonarten und gewährte einen Blick ins Elektronenmikroskop. In verschiedenen Kurzexperimenten durften die Camper eigene Betonsorten anmischen und erproben. Dass Gips eigentlich als Kristall durchsichtig ist, war vielen trotz Krankenhauserfahrung nicht bekannt.

Die Schüler wurden fachlich und pädagogisch durch die beiden Gymnasien mit Personal betreut. Neben dem täglichen Ausflug in die reale Berufswelt, standen abends Sport-, Kino und Spieleabende auf dem Programm, so dass sich die Schüler der verschiedenen Schulen näher kamen und neue Freundschaften geknüpft wurden.
All dies ist nur möglich geworden durch die Unterstützung der Firmen, die ihre Türen geöffnet haben für Erkundungen, sowie der Firmen, die bereit waren, einen finanziellen Beitrag zur Durchführung des Camps zu leisten. Die Veranstalter danken daher

  • der IHK Siegen-Wittgenstein,
  • dem Verband der Siegerländer Metallindustriellen,
  • den Firmen Georg,
  • SMS Siemag,
  • Deutsche Edelstahlwerke,
  • Eisenbau Krämer,
  • Krombacher Brauerei, sowie
  • den Camp-Paten Weber Maschinentechnik Bad Laasphe,
  • Ejot,
  • Vetter Umformtechnik und
  • Stumpf Metall GmbH.