Der Deutsche Wanderverband hat auch in diesem Jahr wieder einen Wanderwettbewerb ausgeschrieben. Unter dem Motto „SCHULWANDERN – VIELFALT. NATUR. WANDERN“ sollen Schulgruppen im Mai 2015 eine naturkundliche Wanderung planen, durchführen und bis 31. 7. 2015 online auf schulwandern.de dokumentieren. Anschließend werden die Beiträge von einer Fachjury begutachtet, die dann die Preise vergibt.

Der Differenzierungskurs Biologie/Chemie der Jgst. 8 im Littfelder Grubengelände

Kurzerhand entschloss sich der 8 Diff. Biologie/Chemie unter der Leitung von Herrn Girod und Mitwirkung von Herrn Schäfftlein am Wettbewerb teilzunehmen. Schnell war ein lohnendes Wandergebiet ausgewählt, das Littfelder Grubengelände. Hier konnten die sich dort befindenden naturnahen Teiche direkt in den Unterricht eingebunden werden, da sich der Kurs mit dem Thema Gewässerökologie beschäftigt und hierzu eine Präsentation in Gruppenarbeit angefertigt wird, die auch die auf der Wettbewerbswanderung besuchten Gewässer einschließt. Auf der anderen Seite existiert auf den mit Schwermetallionen belasteten Grubenhalden die Galmeiflora mit einer speziellen Pflanzenartengesellschaft.
Nach einer Anfahrt mit Bahn und Bus ging es von Müsen aus zunächst durch artenreichen Laubmischwald, danach durch Fichtenforst stramm bergauf zur Halde der ehemaligen Grube Viktoria, die, abgesehen von schütterem Bewuchs einer Mondlandschaft glich. Von hier aus hatten wir einen schönen Fernblick in Richtung Westen. Auf der Halde wurden verschiedene Erzgesteine gefunden und begutachtet, handelt es sich hierbei schließlich um Blei-, Zink-, Kupfer- und Eisenerze, die hier untertage abgebaut wurden.

Mitten im Fichtenforst gelegen, der Schacht der ehemaligen Grube Viktoria Auf der Halde der Grube Viktoria

Hier fanden wir eine seltene Pflanzenart, das Kleine Wintergrün. Diese Art ist tolerant gegenüber Schwermetallionen und kann sich hier ohne Konkurrenz zu anderen Arten gut behaupten. An Normalstandorten wird sie als konkurrenzschwache Art von anderen Pflanzenarten verdrängt.

Kleines Wintergrün

Von hier aus ging es zunächst auf dem Damm der ehemaligen Grubenbahn, schließlich aber querfeldein talwärts zum zentralen Bereich des Littfelder Grubengeländes mit den Halden der Gruben Altenberg und Viktoria und mehreren naturnahen Teichen. Der so genannte Schilfweiher war der erste, dem wir einen Besuch abstatteten.

Am Schilfweiher kamen zum ersten Mal der Kescher und das Schauglas zum Einsatz

Die Teiche waren ursprünglich als Klärteiche angelegt worden. Die bei der Erzwäsche angefallenen schwermetallhaltigen Suspensionen wurden zur Klärung dort hinein geleitet, wo sie sich als Schlämme absetzten, die von Zeit zu Zeit ebenfalls auf Halden abgelagert wurden. Die Teiche haben sich nach der Einstellung des Bergbaus naturnah entwickelt und sind heute ein Eldorado für Amphibien und Wasserinsekten. Die sie umgebenden Feuchtgebiete und die Schwermetallhalden sind einzigartige Lebensräume für seltene und spezialisierte Pflanzenarten.

Zur Galmeiflora auf den Schwermetallhalden gehören Hallers Grasnelke (rosa) und Hallers Schaumkresse (weiß), die beide hier in großen Beständen vorkommen. Daneben existieren hier auch Hallers Unterart des Taubenkropf-Leimkrauts und das Gemeine Kreuzblümchen. Verschiedene Flechten- und Moosarten siedeln auf den fast kahlen Bereichen der Halden, da sie mit den Schwermetallionen nicht in Berührung kommen. Schließlich beziehen sie alle Nährstoffe von oben aus dem Regenwasser. In den Feuchtgebieten dominieren das Scheidige Wollgras mit seinen an Wattebäusche erinnernden Fruchtständen, das in Bulten wachsende Pfeifengras sowie die Sumpf-Schwertlilie.

Scheidiges Wollgras

Der größte Teich im Littfelder Grubengelände beinhaltet neben der Sumpfzone und der Röhrichtzone auch die Schwimmblattzone, die hier von der Gelben Teichrose mit ihren großen schwimmenden Blättern gebildet wird. Hier kommen auch Fische (Plötzen) vor. Daneben finden sich hier verschiedene Molcharten, die Kaulquappen der Erdkröte sowie zahlreiche Arten an Wasserinsekten. Einige Wasservogelarten (unter anderem Graureiher und Stockente) konnten auch gesichtet werden. Natürlich kam auch hier der Kescher zum Einsatz.

Ein Bergmolch-Männchen mit seiner auffällig gefärbten Bauchseite  Die Kaulquappen der Erdkröte  Larve der Blaugrünen Mosaikjungfer (Großlibellenart)  Furchenschwimmer (Schwimmkäferart)

Nach dem Besuch des nur von Regenwasser gespeisten kleinen Annaweihers ging es über den Altenberg und die dortige große Halde der ehemaligen Grube Altenberg zurück nach Müsen, wo uns der Bus und die Bahn wieder zurück brachten.

Der Schacht der ehemaligen Grube Altenberg

Alles in Allem war die Wanderung ein Naturerlebnis pur. Die Schülerinnen und Schüler des Differenzierungskurses Biologie/Chemie der Jahrgangsstufe 8 haben Biotope mit Lebensgemeinschaften kennen gelernt, die sie zuvor noch nie gesehen, geschweige denn näher untersucht haben. Bei dieser Wettbewerbswanderung stand das Naturerlebnis und die Begegnung mit dem Lebendigen im Vordergrund, was ja auch die Absicht der Wettbewerbsausrichter ist. Wir sind gespannt, wie die Jury unsere Naturerlebniswanderung bewerten wird.