Sonntag der 2. Oktober, 21:15. Passanten beobachten einen Reisebus, der 37 Personen einlud und still und heimlich wegfuhr. Verdächtigt werden zwei männliche Busfahrer polnischer Herkunft, die bereits mehrfach wegen Entführung Jugendlicher aufgefallen waren. Besonders auffällige Kennzeichen der Gruppe waren unter anderem die rappelnden Bierkisten im Gepäckraum, die am Boden schlafenden Lehrer und zwei halbnackte Schüler in der letzen Sitzreihe, welche den Bus – bis hin zur ersten Reihe – mit ohrenbetäubendem und unüberhörbarem Deutschrap unterhielten, den aber leider keiner der anderen anwesenden Schüler hören wollte.
Zur Erleichterung der Eltern stellte sich letzten Endes jedoch heraus, dass der Reisebus - entgegen aller Erwartungen - doch nicht Opfer einer grausamen Gewalttat wurde, sondern lediglich 34 gut gelaunte Schüler der Q2 des Stift-Keppel-Gymnasiums in das sonnige Südfrankreich bringen sollte.
Als sich an diesem ersten Abend aus Langeweile erfundene Gute-Nacht-Geschichten erzählt wurden, passierte in diesem Zuge ein unvergessliches Ereignis, welches einige von uns noch bis heute verfolgt und sicherlich nicht unerwähnt bleiben soll: Es wurde der legendäre „Manuel Monroe“ geboren.
Nach dieser ersten größtenteils schlaflosen Nacht wurde Zwischenstopp im windigen Avignon gemacht, wo uns die Lehrer mit einem mehr oder weniger spannenden Kultur-Quiz zur Stadt überraschen wollten, welches allerdings von schätzungsweise 90% der Gruppe mithilfe von Google gelöst wurde.

Weiter ging es danach zum Zielort „Le Grau du Roi“, in dem wir erst unseren Großeinkauf für die Woche tätigten, der für die meisten aus Getränken und Brot bestand, und daraufhin unsere Mobile Homes – auch liebevoll Bunker genannt – beziehen durften.

Sofort wurden wir von einer der zahlreichen Katzen begrüßt, die uns in den folgenden Tagen stets begleitete, gerne auch schon mal in unsere Schlaf- und Esszimmer stolzierte - dort aber von schreienden Mädchen verscheucht wurde - und sich auch gern ab und zu von Nils‘ Schoß füttern ließ. Deswegen wurde sie auf den sehr passenden Namen Mrs. Norris getauft (wir hoffen wirklich, dass jeder Harry Potter kennt). Auch hatte Paul schnell eine geeignete Taktik gefunden, um die uns gefühlt 24 Stunden beobachtende Katze, vom Leib zu halten. Dadurch entstand der äußerst effektive Spruch „Maaaaaaaaaach diiiiiiiiiich AB!“ (begleitet mit einem energischen, sehr Furcht einflößenden Fußstampfer beim letzten Wort).

Nachdem wir die Katze zumindest ansatzweise los waren, bemerkte spätestens nach der ersten Nacht der Letzte den zweiten tierischen Mitbewohner, der uns noch zahlreiche Male zur Weißglut bringen würde. Sämtliche Schlägereien waren nicht mit Rivalitäten zwischen einzelnen Schülern begründet, sondern mit dem Bemühen, daumengroße Mücken auf allen möglichen freien Körperteilen zu zerquetschen. Den Rekord der meisten Mückenstiche auf einmal hielt der bemitleidenswerte Konrad Melcher mit unglaublichen 115 Stichen, die ihm und vielen anderen den Schlaf raubten.

Am ersten aktiven Tag machte unsere Gruppe eine Fahrradtour durch die Camargue mit Zwischenstopp an einer kleinen Strandpromenade. Dabei bewies so manch einer seine Multitasking-Fähigkeiten beim gleichzeitigen Fahrrad Fahren und Rauchen während die Lehrer sich schweren Herzens bemühten, auch das letzte Mitglied der Gruppe anzutreiben.
Danach fuhren wir erschöpft zum längsten Strand Europas, an dem die einen im lauwarmen Meer baden gingen und die anderen gemeinsam eine künstlerische Sandburg bauten, die jedoch merkwürdigerweise eher dem männlichen Geschlechtsorgan ähnelte.

Abends wurde dann das sorgfältig geplante Bier-Pong-Turnier durchgeführt, bei dem Mert vorher große Töne anschlug, dann jedoch glanzlos versagte und es lediglich schaffte (zur Freude seiner selbst), den letzten Becher zu treffen.

Am nächsten Morgen stand das Wandern auf dem Tagesplan. Vorher machten wir einen Zwischenhalt in St. Remy, wo wir einen historisch malerischen Markt besuchten. Das Highlight dort war allerdings wieder einmal Paul, dem es gelang, von einem Hund angepinkelt zu werden, der offensichtlich sein Revier markieren wollte.

Bei dem anschließenden Ausflug zur Burg wurden lustige Wanderlieder angestimmt und die Stimmung wurde auch dann nicht getrübt, als sich zwei Wandergesellinnen von der Gruppe - und damit auch vom richtigen Pfad – entfernten. Endlich vollständig bei der Burg angekommen, haben wir nach gefühlt fünf Minuten Aufenthalt und Besichtigung wieder den Rückweg zum Bus angetreten, der sich – zum Missfallen der meisten - als das Gegenteil von kurz bewies. Bevor wir zum nächsten Tag übergehen, lohnt es sich durchaus, noch einen Zwischenfall anzusprechen, der sich fünf Stunden nach der vereinbarten Bettruhe zutrug: Nachdem es an diesem Abend zum bestimmt 50. Mal an die Tür des Mädchen-Bunkers geklopft hatte, in dem sich verbotenerweise nicht nur die vier offiziellen Bewohnerinnen befanden, entschloss sich Mert – mutig wie er ist – den Vorhang aufzureißen, um dann nach geschätzten zehn Sekunden festzustellen, dass es sich um den ohnehin von Sonnenbrand und Mückenstiche geplagten Herrn von Rüden handelte. Nach diesen Sekunden des Schreckens entschieden sich Mert sowie alle anderen männlichen Anwesenden, den Vorhang einfach wieder zu zuziehen, so zu tun, als hätte Herr von Rüden nichts Ungewöhnliches bemerkt oder gesehen, und (von einem Höllenlärm begleitet) durch das Fenster zu verschwinden. Als das Klopfen aber nicht aufhören wollte, öffnete Jule schließlich die Tür, um eine Predigt von ihrem Lehrer zu kassieren. Natürlich darf sich Mert bis heute das Gespött seiner Lehrer und Schüler anhören, die nicht verstehen können, wie man aus einem Meter Entfernung seinen eigenen Lehrer nicht erkennen kann. Donnerstag ging es zu einer sportlichen Kanutour auf der Ardèche. Trotz des eher regnerischen und kalten Wetters ruderten wir motiviert um die Wette. Am schnellsten am Ziel angekommen waren die Kanuten Konrad und Vicky. Aber nicht bei allen hat das Paddeln so gut geklappt, wie bei diesem Traumduo… Das beste Beispiel dafür gaben Jessy und Kevin, die – wenn auch unabsichtlich – jeden, der in ihre Nähe kam, sabotierten und beinahe zum Kentern brachten. Selbst das Lehrerboot war vor solchen Angriffen nicht geschützt. Frei von jeglicher Fremdeinwirkung, schafften es auch Julian und Ayleen, schließlich im Wasser zu landen, was zur allgemeinen Erheiterung der anderen beitrug. Zu den Schlusslichtern der Gruppe gehörte ebenfalls das Familien-Kanu Theusner, bestehend aus Nico und Franzi, bei denen der Versuch, einigermaßen synchron zu rudern, zu einigen Zickereien führte (von Herrn Weber liebevoll als „erster Ehestreit“ betitelt). Aber sobald die Ziellinie für die beiden erreicht war, legten sich sämtliche Konflikte schnell und diese Ehe-Probe war bestanden worden. Außerdem war unsere französische Kanuführerin von Kaan und Oguz sichtlich genervt, da diese beiden aus plötzlichen Lustlosigkeits- und Schwächeanfällen mal gerne zwischendurch ein Päuschen einlegten. Aber mit diesem Erfolgskanu als letztes am Zielufer angekommen, konnten wir endlich - wenn auch klitschnass und halb erfroren - den Heimweg zu unserer Unterkunft antreten.

Damit war der vorletzte Tag jedoch noch längst nicht zu Ende, da nachts noch in zwei 18. Geburtstage hinein gefeiert werden sollte. Während das erste Geburtstagskind Susan ihre Mitschüler mit einem im Supermarkt gekauften Kuchen überraschte, bot Tino seinen Gästen ein kühles Krombacher aus der Müsener Heimat an. So wurden diese beiden Geburtstage, auch wenn sie fern von Zuhause gefeiert wurden, zu einer unvergessliche Nacht – sowohl für die beiden Geburtstagskinder, als auch für alle anderen, da dies auch schon der letzte Abend in Frankreich sein sollte.

Schließlich war der Abreisetag gekommen. Alle packten ihre Koffer, und nachdem festgestellt wurde, dass der ein oder andere vergessen hatte, den Müll rauszubringen oder den Kühlschrank abschließend sauber zu machen, erledigten wir auch noch diese letzten Aufgaben - um sicher zu stellen, dass wir unsere Mobile Homes so hinterließen, wie wir sie aufgefunden hatten (dabei war die Spülmaschine schon bei unserer Ankunft lebendiger, als wir nach der 12-stündigen Busfahrt).

Nach der schmerzvollen Verabschiedung von unserer Unterkunft, fuhren wir noch nicht sofort nach Hause, sondern hielten zwischendurch zu einer letzten sportlichen Aktivität. Dabei ging es im Kletterpark hoch hinaus. Hier war nicht jeder so gut ausgerüstet wie beispielsweise Panda, der den Kletterweg gemütlich mit seinen Adiletten-ähnlichen Badelatschen anging. Nachdem sich dort jeder ausgepowert hatte, ging die Reise weiter Richtung Heimat, die im Gegensatz zu der Hinfahrt wesentlich ruhiger und entspannter verlief. Als hätte man nicht schon genug ungesund gegessen, da die eigentlich angestrebte Selbstversorgung während der Woche bei vielen eher auf ein oder zwei (oder auch einige mehrere) Besuche bei McDonalds hinauslief, machte unser Reisebus auch auf dem Rückweg einen Halt bei dieser heiß-geliebten Fast-Food-Kette.

Noch bevor die Sonne aufgegangen war, kamen wir alle um 5 Uhr morgens am Stiftstor an und bedankten uns zuerst mit einem „Ein Hoch auf unsere Busfahrer“ und dann mit einer selbst-gebastelten und mit Kleingeld gefüllten Spardose (in Form eines Busses) bei unseren zwei polnischen Begleitern, die uns gesund zu jedem Zielort gebracht haben.

An dieser Stelle geht unser Dank natürlich vorrangig an unsere drei Lehrer, Herrn Weber, Herrn von Rüden und Frau Werner, die die Fahrt geplant und erlebnisreich gestaltet haben. Auch wenn es sicherlich nicht immer einfach mit uns war und ist – wir haben die Fahrt alle als sehr angenehm und spaßig empfunden, und hoffen, dass es Ihnen ebenso ergangen ist. Deshalb: Ein großes Dankeschön an jeden, der dazu beigetragen hat, diese Abschlussreise, die von allen Beteiligten in vollen Zügen genossen wurde, unvergesslich zu machen!